Berlin – im September 2001Ich beachtete weder die beiden Jungköche noch den Koch, der sich wieder plump an mich heranmachte. Als das Lokal bis auf den letzten Platz besetzt war, drehte ich den Heißwasserhahn bis zum Anschlag auf, flüchtete mich wie in großem Schrecken zur Durchreiche, schob meinen Rock hoch, rief den Koch zur Hilfe – es habe sich dort ein Insekt verflogen und ich habe eine Wespenallergie.
Statt einer Wespe spürte ich den Stachel das Kochs. Den nahm ich in mir auf, hielt ihn fest umschlossen, um das ganze in die Länge zu ziehen und zu einem schönen Abschluss zu bringen.
Zum Glück brauchte ich den Koch nicht zu sehen, der mir nicht gefiel, ganz im Gegensatz zu dem jungen Kellner. Ich stützt mich auf das Holz der Durchreiche und lächelte in den Speisesaal.
Den Koch hielt ich mit vorerst langsamen, trägen Bewegungen in mir fest und kaute an seinem bleichen Fleisch herum, während ich dem Kellner die fertigen Speisen hinüberreichte.
Noch glaubte der Koch alles im Griff zu haben. Er herrschte die Jung-Köche an, weiterzuarbeiten, hier gäbe es nichts zu sehen. Sie brachten neue Speisen an die Durchreiche, die aber zusehends missrieten. Salatsaucen fanden sich auf creme caramel,der Salat kam als Zierde aufs Filet und die welken bei-lagen als Salat zu den Krabben.
Ich reichte dem Kellner weiterhin die Speisen, wobei ich ihn jedesmal auf die sich rötenden, weichen Lippen küsste.
Er brachte die Teller alle dem nächst sitzenden Herrn. Dieser Herr schaute mit großen Augen abwechselnd auf die sich stapelnden Teller, dann auf mich. Die anderen Gäste waren ebenfalls stumm. Sie hörten das knarren und knirschen des Holzes, auf dem ich lag, das keuchen des Kochs.
Sie starrten auf mein erhitztes Gesicht und meinen aufgelösten Locken, meine im Ausschnitt schaukelnden Brüste, und sie sahen im Hintergrund den weißen, kopflosen Oberkörper des Kochs, dessen Hände meine Hüften im griff hatten.
Die Jung-Köche traten rechts und links an uns heran und ich ließ die Zügel locker. Schnell und schneller wurden unsere Bewegungen bevor sie stockten -Spülwasser rauschte – Erbsen sprangen aus dem Fett. Dann ein heulen – der haltlose Koch hatte sich in das Fleisch der Jungköche verkrallt.
Am Kellner zog ich mich in den Saal zurück, ging zu dem Herrn hinter all diesen verunglückten Speisen, schimpfte ihn sanft ein Leckermäulchen und schenkte ihm den in Plastik verpackten Samen des Kochs zum Dessert.